Mittwoch, 1. Dezember 2010
Ein Türchen für jeden TagSilke
und Harald staunten, als sie gegen 1 Uhr nachts nach Hause kamen: Ihre Kinder
hatten gut sichtbar einen Zettel deponiert, auf dem sie mitteilten, dass sie
sich einen schönen Abend mit dem neuen Gas-Grill gemacht hätten. Da kann
manchem der Schweiß ausbrechen. Flog nicht unlängst in Kürten eine Garage in
die Luft? Gibt es nicht diese dokumentarisch aufgemachten Horrorstreifen, in
denen das elterliche Hab und Gut der Experimentierfreude kleiner Lausbuben zum
Opfer fällt? Doch das Haus wirkte unauffällig. Tom (13) und Isabell (11)
hatten auch nicht das Weite gesucht, sondern schlummerten friedlich in ihren
Betten. „Macht euch auch einen schönen Abend!“, wünschte ihre Nachricht
mit einem Hinweis auf den Kühlschrank. Beim vorsichtigen Öffnen sprangen keine
(Knall-)Frösche heraus, sondern essfertiges Grillfleisch, Salat und gegrillte
Bananen in die Augen. Jetzt explodierte der Behälter, der normalerweise das
Wasser im Mund zusammenhält, und die Eltern genossen spontan das unverhoffte
Menü in lauer Luft unterm Sternenhimmel. Manchmal ist das Leben kinderleicht.
Der
Adventskalender gehört mit Sicherheit zu den meist herbeigesehnten kleinen
Traditionen im Jahr. „Ich hätte gerne drei Kalender“, meinte einst meine
Mutter in einem Laden und fügte grinsend hinzu: „Für meine kleinen Kinder im
Alter von 15, 19 und 20 Jahren.“ Seither habe ich viele andere Kalender geöffnet,
genossen, verschenkt, gebastelt – und mit mir Tausende anderer Frauen und womöglich
auch einige Männer. Säckchen, Schachteln, Fensterchen und Dosen werden dieser
Tage wieder gefüllt mit Gebackenem, Bonbons, Gutscheinen, Radier- und
Haargummis, Figürchen, Schokolade, Losen und netten Anregungen wie „Heute
Abend gibt’s ein Bodenpicknick vorm Kamin“ oder „Beim Abendessen muss
jeder einen Witz erzählen“. Claudia ist eine Meisterin ihres Fachs. Nicht nur
für ihre drei Töchter hat sie dieses Jahr je einen Adventskalender mit vielen
netten Kleinigkeiten bestückt, sondern auch für Katze Toulouse ein
„tierisches“ Exemplar mit Leckerlis und für Ehemann Achim einen Kalender
mit „geistigem Gehalt“: 24 Biersorten nett verpackt. Hoffentlich öffnet der
Gatte da nicht mehrere Türchen, äh Fläschchen auf einmal! Denn dann wäre der
Geist der Weihnacht schneller und anders als erwartet da. |